Aikido - Prinzipien

Der folgende Text wurde uns freundlicherweise vom Autor, Samuel Hess, zur Verfügung gestellt:

Wolfgang und Wolfgang AIKIDO ist ein Weg zur Entwicklung von Körper und Geist auf der Grundlage der überlieferten japanischen Kampfkünste. Gemeinsam mit vielen Schulungswegen ist dem Aikido

Der wesentliche Unterschied zwischen Aikido und den gängigen Vorstellungen vom "Kampfsport" und "Selbstverteidigung" ist der, dass es im Aikido keinen Kampf gibt, keinen Wettbewerb und kein Kräftemessen. Siege können im Aikido nur über sich selbst, über die eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten errungen werden (hierzu siehe auch Kampfkünste und Zen).

Haltung

Alexander und Robert Die Suche nach der richtigen Haltung hat - wie das meiste im Aikido - einen körperlichen und einen geistigen Aspekt, die sich gegenseitig durchdringen und beeinflussen.

Unsere Haltung ist das Ergebnis unserer Lebensgeschichte: Alle Erfahrungen haben Spuren in unserem körperlichen und geistigen Ausdruck hinterlassen. Es gibt deshalb nicht nur eine einzige richtige und allgemeingültige Haltung. Sie ist auch nicht Haltung im Sinn von "Festhalten" sondern Bewegung und Spiel mit dem Gleichgewicht. Jede Gliederbewegung verschiebt die Lage des Schwerpunktes, jede Wahrnehmung hat ihren Einfluss auf unseren Geisteszustand; beides nötigt zu ausgleichender Verschiebung des ganzen Systems. Wir können unsere Form nicht durch Festhalten bewahren, sondern müssen uns feinfühlig immer von neuem einstimmen. Im Aikido suchen wir eine Haltung zwischen verkrampfter Anspannung und zerfließender Formlosigkeit: gestaltete Gelöstheit.

Wesentlicher Aspekt einer geistigen Haltung ist die ungeteilte Aufmerksamkeit am jeweils gegenwärtigen Tun. Eine gute Haltung ist Bedingung für ruhige und tiefe Atmung, ungehinderten Energiefluss und den Aufbau unserer Mitte - und umgekehrt: ohne stabile Mitte und durchatmeten Leib ist eine gute Haltung nicht möglich.

Atmung

Hanmi Hantachi Im asiatischen Denken ist "ki" die Ur-Energie, die gegensätzliche Prozesse durchlaufen hat und immer weiter durchläuft (werden und vergehen, verdichten und verflüchtigen). Die Lebensenergie alles Wesenden ist Teil dieses universellen Ki. Über die Atmung findet ein Austausch zwischen dem persönlichen und dem universellen Ki statt. Je tiefer und ruhiger die Atmung ist, desto umfassender kann dieser Austausch geschehen und desto besser ist unser Befinden. Hinderungen im Energiefluss führen zu Krankheit und Bewusstseinsstörungen; Stillstand ist Tod. Bedingung für das Fließen der Energie ist die Durchlässigkeit: Durchlässigkeit im Körper, in den Gelenken und Muskeln, Durchlässigkeit aber auch im Geist: nehmen und geben, sein statt haben. Während die Ausatmung aktiv ist, erfolgt das Einatmen passiv; die Luft wird nicht eingesogen, sondern das durch die Ausatmung entstandene Vakuum wird automatisch aufgefüllt. Dem liegen auch zwei Qualitäten des Ki zugrunde: dem Ausatmen eine kraftvolle, dynamische Vitalität; dem Einatmen eine rezeptive Empfindsamkeit. Ebenso wie sich die geistige Verfassung auf die Atmung auswirkt und umgekehrt, sind Geist und Ki miteinander verwoben. Eine positive Einstellung verstärkt das Ki, während allein schon der Gedanke an ein Misslingen den Erfolg eines Tuns in Frage stellt. Die Entwicklung von Ki und Atemkraft in fließenden Bewegungen ist ein zentraler Aspekt im Aikido.

Mitte

Alexander und Sven "Außer-Sich-Sein" veranschaulicht sehr schön das Gegenteil des Zustandes "In-Seiner-Mitte-Ruhen". Unsere Mitte ist also der Ort, an dem wir uns sammeln können, an dem wir uns selbst (oder unser Selbst) finden. Die Mitte bezeichnet auch den Zustand des Gleichgewichts zwischen Gegensätzlichkeiten: Die Mitte zwischen hart und weich beispielsweise oder zwischen Gewinn und Verlust. In den asiatischen Kulturen wurde der Leibesmitte des Menschen von jeher große Bedeutung zugemessen. Unter anderem befindet sich hier das Zentrum der Energie (Ki) und strahlt von da in den Körper. Folgerichtig ist die Mitte auch der Ursprung der Bewegung, und solange wir unsere Mitte auch in einem dynamischen Kraftfeld (z.B. Konflikt) im Gleichgewicht halten können, bewahren wir auch unsere Integrität.

Übung

Shomen Uchi Aikido erklären zu wollen ist immer eine ungenügende Sache. Aikido muss erfahren und von innen heraus be"griffen" werden. Es geht nicht um "von außen" übernommene Systeme oder Inhalte, sondern wesentlich sind allein die am eigenen Leibe und aus eigenen Kräften gewonnen Erfahrungen und Erkenntnisse. Durch geduldiges und regelmäßiges Üben lernen wir unsere körperlichen und geistigen Bewegungen, unsere Atmung und unseren Energiefluss aufeinander abzustimmen und werden so befähigt, in geeigneter Weise auf das einzugehen, was von außen auf uns zukommt. Fortgesetzte Übung verhilft nicht nur zum Können, sondern eröffnet immer wieder neue Bereiche des Verstehens. Das Üben ist deshalb ein Wert für sich und nicht auf das Erreichen eines Ziels gerichtet. Zweckgebundenes Üben verengt das Erfahrungspotential, und durch die damit oft einhergehenden Verbissenheit wird der Zugang zur harmonischen Bewegung erschwert. Im Aikido wird also nicht bloß die körperliche Leistungfähigkeit und Funktionstüchtigkeit bewahrt und erhöht, sondern es geht um eine gesamtheitliche Persönlichkeitsentwicklung, um Werte wie Gelassenheit, innere Heiterkeit, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit.