Reishiki - Etikette
Die Verbindung des Aikido zu seinen Ursprüngen in Japan und dessen kulturellem Hintergrund ist sehr eng. Noch leben viele direkte Schüler von Morihei Ueshiba, und sie unterrichten regelmäßig auch in Europa.
Deshalb sind viele, in Japan ganz selbstverständliche, aber für uns fremde oder gar befremdliche Verhaltensweisen fester Bestandteil der Umgangsformen während der Übungsstunden. Dazu gehört auch die Verwendung der japanischen Begriffe für einzelne Techniken und die Begrüßung am Anfang sowie der Dank am Ende jeder Übungsstunde in japanischer Sprache. Das Verneigen voreinander zu Beginn und am Ende einer Übungsrunde im seiza (Fersensitz) ist Ausdruck des Danks und des gegenseitigen Respekts. Das gemeinsame Verneigen in Richtung kamiza (Frontseite des Dojos) zu Beginn und Ende der Übungsstunde drückt den Respekt vor Morihei Ueshiba, dem Begründer des Aikido, vor allen Lehrern sowie der lebendingen Idee des Aikido aus. Alle, auch der Lehrer, verneigen sich in diese Richtung, alle sind Schüler.
Vielleicht scheinen einem zu Beginn diese Verhaltensregeln seltsam und ungewohnt. Sicher ist es hilfreich, sie vor ihrem kulturellen Hintergrund zu verstehen - und nach kurzer Zeit werden sie ganz selbstverständlicher Bestandteil des gemeinsamen Übens.
Verhaltensregeln im Dojo
- Man erscheint 15 Minuten vor Trainingsbeginn im Dojo. So kann man sich in Ruhe umziehen und hat etwas Zeit den Alltag hinter sich zu lassen.
- Die Schuhe werden vor dem Dojo ausgezogen und gegen mitgebrachte Schlappen (Zoris sind am geeignetsten) gewechselt.
- Beim Betreten des Dojos verbeugt sich der Aikidoka in Richtung der Kamisa. Die Kamisa erkennt man oft an eine Aikido-Kalligrafie und/oder ein Bild des Aikido-Begründers und einem Blumengesteck.
- Vor Betreten der Matte sind die Füße zu waschen.
- Beim Betreten der Matte verbeugt sich der Aikidoka im Stehen in Richtung Kamisa.
- Um einen anderen Aikidoka zum Üben aufzufordern, genügt es sich vor ihm im Sitzen zu verbeugen und die Worte: 'o-negai shimasu' (Fangen wir an!) zu sprechen.
- Ist die Übung zu Ende oder werden die Übungspartner/innen gewechselt, dann erweist man dem Übungspartner/in durch eine gegenseitige Verbeugung im Sitzen Respekt.
- Der höher graduierte, erfahrenere Aikidoka beginnt als Nage, der andere als Uke.
- Beim Üben wechselt Nage und Uke im 4-er-Takt. Den Wechsel von Nage zu Uke zeigen beide durch eine gegenseitige Verbeugung im Stehen an.
- Hat sich ein Aikidoka verspätet, dann verbeugt er sich beim Betreten der Matte, zieht sich auf den Rand zurück und beginnt unabhängig von den anderen Übenden mit der Meditation und anschließend mit der Gymnastik. Ist er damit fertig, wartet er bis der Übungszyklus beendet ist und reiht sich bei den bereits länger Übenden ein. Ausnahme: Der Lehrer fordert ihn gleich zum Mitmachen auf!
- Während des Trainings sollte das Reden auf das für die Übung unerläßliche Maß reduziert werden. Um die sozialen Kommunikation zu gewährleisten setzen wir uns nach dem Training noch zum Tee zusammen oder gehen anschließend in eine Kneipe.
Kleidung beim Aikido
Beim Aikido wird immer ein weißer Anzug, der Dogi, getragen. Dieser besteht aus einer Hose und einer Jacke, welche
mit einem weißen Gürtel, dem Obi, geschlossen wird. Im Aikido gibt es keine Farbcodierung der Gürtel.
Ein Dogi kostet ab ca. 35,- €.
Wer zum Anfängertraining kommt, braucht sich natürlich nicht gleich einen Dogi anzuschaffen. Für den
Anfang genügt ein bequemer Jogginganzug vollkommen.
Die weiter fortgeschrittenen Aikidokas tragen zusätzlich einen Rock, den Hakama. Dieses Kleidungsstück ist schwarz oder blau.
Das Tragen des Hakamas ist prinzipiell jedem Aikidoka, auch dem Anfänger, erlaubt. In unserem Dojo wird es jedoch so gehandhabt, dass Aikidokas, welche die Prüfung zum 2. Kyu abgelegt haben, den Hakama tragen.
Begrüßungszeremonie
Zu Beginn jeder Übungsstunde gibt der Lehrer das Zeichen zur gemeinsamen Meditation, er sagt das entsprechende japanische Wort mokuso [moksoo]. Das Ende der Meditation wird durch die Worte 'Gut, hören Sie auf', japanisch hai yame [hei jamä] angekündigt, gefolgt von der Aufforderung, sich vor der Ehrenseite des Dojo, der kamiza [kamisa], zu verneigen: shinzen ni rei [schinsen ni räi]. Anschließend dreht der Lehrer sich zu den Schülern, verneigt sich und sagt o-negai shimasu [o negai schimas], was soviel heißt wie: Fangen wir an oder darf ich bitten. Die Schüler antworten ebenfalls mit o-negai shimasu.
Verabschiedungszeremonie
Die Meditation am Ende der Übungsstunde wird ebenfalls mit mokuso eingeleitet und mit hai yame, shinzen ni rei abgeschlossen. Beim gegenseitigen Verneigen bedankt sich der Lehrer bei den Schülern mit domo arigato gosaimashita [domo arigatoo gosaimaschta], einer sehr höflichen Form auf japanisch Danke! zu sagen, die Schüler antworten ebenfalls mit domo arigato gosaimashita